September 2017

Polen will keine Kriegsreparationen, möchte jedoch von Brüssel & Berlin in Ruhe gelassen werden!

Die im letzten Beitrag vermutete Berechnungsweise der Kriegsreparationen von bis zu 1 Bill. € (oft wird abweichend von 1 Bill. USD gesprochen) findet in der halb-amtlichen Schätzung des IPN seine Bestätigung. Die Berechnung weißt allerdings einen Schönheitsfehler auf, weil sie den Wert abgetretener Deutschen Ostgebiete de facto “mit Null” ansetzt. Es wäre hier ein Leichtes für die Bundesregierung in einer öffentlichen Diskussion auf diesen Mangel hinzuweisen. Hier kneift Berlin wie gewöhnlich, da es befürchtet, dass andere unbequeme Polen-Punkte in die Aussprache gelangen. Die Frage der angeblich offenen Kriegsreparationen ist andererseits für Warschau eine willkommene Waffe gegen die ständigen Einmischungsversuche der EU. Wer Berlin schwächt, schwächt Brüssel – so die Staatsraison. Ein Folgebeitrag von Dr. Viktor Heese

Krzysztof Kopeċ von Institut für Nationales Gedenken (Instytut Pamięci Narodowej) IPN rechnet vor, wie die 1 Bill. USD zustande kommt

IPN ist eine regierungsnahe Einrichtung, die Dokumente über die Verbrechen deutscher und sowjetischer Besatzer  sowie der Kommunisten in Volkspolen  archiviert und verwaltet. Die alte Bundesrepublik unterhielt ebenfalls ein Archiv über die SED-Rechtsbrüche. Krzysztof Kopeċ, https://www.youtube.com/watch?v=7zJEZnRzAoU ein namhafter IPN-Experte, ermittelt die bekannte 1 Bill. USD Reparationssumme indem er die 1946 von den polnischen Kommunisten penibel durch eine Inventur ermittelten 50 Mio. USD (davon 17 Mrd. USD “entgangenes BIP” durch Menschenverluste und 32 Mio. USD Sachschäden) nach der heutigen Kaufkraft hochrechnet. Eigentlich ist das keine Rechenkunst, das Konzept enthält aber entscheidende Punkte, die eine eventuelle Experten-Diskussion versachlichen würde:

  • erstmalig werden die deutschen Ostgebiete beim Namen genannt, als Verrechnungsmasse und nicht als alte rückgabepflichtige polnische Gebiete angesehen. Denn Schlesien hat Polen 1343 verloren, Westpommern 1181 und die Großteile von Ostpreußen wurde vom Deutschen Orden ab 1226 “kolonisiert” und gehörten niemals zu Polen
  • es wird (“buchhalterisch”) ökonomisch argumentiert, wodurch willkürliche und utopische Zahlen vermieden werden. Kriegsschäden lassen sich entgegen anders lautenden Behauptungen sehr wohl fundiert schätzen. So bin ich mit Kopeċ der Meinung, der Wert der polnischen Kriegsschäden übersteige den ökonomischen Wert der deutschen Ostgebiete – auch wenn diese Aussage so manche Heimatvertriebene oder Spätaussiedler, nicht zuletzt meine verstorbenen Eltern, nicht akzeptieren würden. Der Verlust der Heimat soll ja unbezahlbar sein.

Kopeċ steht mit seiner Rechnung nicht allein. Kriegsschäden, auch die von den Sowjets verursachten, zu berechnen ist in Polen heute in Mode gekommen. Viele polnische Städte haben diesbezüglich ihre eigenen Schätzungen vorgenommen – Warschau kommt z.B. auf 45 Mrd. USD.Weiterlesen »Polen will keine Kriegsreparationen, möchte jedoch von Brüssel & Berlin in Ruhe gelassen werden!