Flüchtlingsanleihen: Top-Rendite nicht nur für den Gutmenschen?

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Flüchtlingsanleihen: Top-Rendite nicht nur für den Gutmenschen?

– ein Konzept wie die Migrationskosten (nicht) gesenkt werden können –

Wer an die Leistungsfähigkeit und – Willigkeit unserer Migranten glaubt, der sollte unbedingt Flüchtlingsanleihen zeichnen, sobald es diese geben wird. Mit seinem Geld könnten Asylkosten vorfinanziert werden Die Zinszahlung und die Tilgung erfolgten dann aus den zukünftigen Steuer- und Sozialabgaben der “neuen Leistungsträger”. Bei diesem Konzept gäbe es nur Gewinner. Wie diese Finanzprodukte börsentechnisch funktionieren müssten und warum sie dennoch niemand kaufen wird beschreibt Dr. Viktor Heese im folgenden Beitrag.

Staat und Wirtschaft – oder wer sich nicht an den deutschen Migrationskosten beteiligt

Es genügt nicht zu sagen, Deutschland zahlt für das Migrationsabenteuer über 30 Mrd. €. jährlich Wer ist Deutschland? Als Kostenträger kommen der Staat, die Wirtschaft und der Steuerzahler (Private, Bürger) in Frage, obgleich – anders als unter Sonnenkönig Ludwig XIV. – wir heute behaupten können, der Staat sind wir alle. Kanzlerin Merkel weiß noch  mehr “Wir sind ein reicher Staat!”.

Wenn der Staat als Träger fungiert, müsste er die Ausgaben aus dem Bundeshaushalt tragen, ohne dass die Bevölkerung Einbußen erleidet. So etwas geht nur, wenn er Reserven besitzt oder Gewinne aus einer rentablen Staatswirtschaft bezieht, wie die OPEC-Länder. Das hoch verschuldete Deutschland gehört nicht mehr zu dieser erlesenen Kategorie. Im Zuge der Jahrzehnte langer Reprivatisierung wurde alles, was gutes Geld erwirtschaftete an den Privatmann gebracht. Es verbleibt noch die Deutsche Bahn AG. Wer will diese aber schon gerne haben?

Es gibt nur paar Länder auf der Welt, die über prall gefüllte Staatskassen verfügen und sich ein Flüchtlingsabenteuer leisten könnten. Opulente Staatsfonds besitzen nur Norwegen, China, Singapur, Hongkong, Russland, Australien und die arabischen Öl-Potentaten Saudi Arabien, Kuwait, Katar und VAE. Diese Rentier-Staaten “leben” von ihrem Vermögen, ohne als Produzenten auf dem Weltmarkt auffällig geworden zu sein. Sie nutzen andererseits ihre Finanzkraft aus den Öl-Milliarden, um primär lukrative Beteiligungen am Produktivvermögen zu erwerben und darüber hinaus Moscheen im Westen zu finanzieren. Für die Flüchtlinge aus den Bruderländern ist kein oder wenig Geld übrig. Die Nicht-Rentierstaaten wie China und Russland setzen dagegen als aufstrebende Ökonomien ihre Finanzreserven als Stabilisierungs- und Pensionsfonds.

Und wie sieht es mit der deutschen Wirtschaft als potentieller Finanzierer aus?

Sie könnte vom Gesetzgeber zur Finanzierung der Flüchtlingskrise zwar zwangsverpflichtet werden. Praktisch reicht aber schon ein kleiner Alarm wegen der Arbeitsplatz- und Wettbewerbsgefahr aus, damit solche Ideen im Papierkorb landen. Zudem würden die Konzern-Anwälte – anders als der liebe Horst Seehofer – sofort vor das Bundesverfassungsgericht gehen und wegen Enteignung klagen.

Wie kann man sich ungeachtet dieser Restriktionen dennoch die privatwirtschaftliche Kostenträgerschaft vorstellen? Hier darf folgende These gewagt werden: Würde die Wirtschaft tatsächlich an das Märchen glauben, die jungen muslimischen Zuwanderer ließen sich in vertretbarer Zeit, zu fleißigen Facharbeitern umschulen, so würde sie auch mit der Finanzierung in Vorleistung treten. An diese Utopie glaubt aber kein DAX-Vorstand. Außer paar Verlegenheitssprüchen, es bestehe eine hohe Einstellungsbereitschaft, wenn die Rahmenbedingungen (Deutsch-Sprachkenntnisse & Co.) stimmten, ist nicht viel passiert. Einige Konzerne haben aus dem Millionenheer der Migranten der Optik wegen einige Dutzende als Lehrlinge und Praktikanten und sehr selten jemanden als fest angestellt. Keiner darf es den Wirtschaftskapitänen bedenken. Ein DAX-Boss, der auffallend mehr wagen würde, riskiert seinen Posten, den Boni und den Kursverfall seiner Aktie. Die Wirtschaft neigt nicht zu Sozialromantik, hier zählen Fakten und Chancen, nicht Sprüche und Risiken. Aus einer freiwilligen Finanzierung der Flüchtlingskrise wird wohl nichts.

Dabei ist die deutsche Wirtschaft nicht so arm, wie der deutsche Staat. Allein die jährliche DAX-Dividendenausschüttung würde die Flüchtlingskosten voll abdecken. Die Dividendensumme aller börsennotierter deutscher Gesellschaften beläuft sich 2017 auf 43 Mrd. € und das Eigenkapital der börsennotierten Titel übersteigt  auf über eine Billion  €, was der Hälfte der Gesamtverschuldung des deutschen Staates entspricht. Ein Teil dieses Kapital ist am Finanzmarkt angelegt und könnte in Flüchtlingsanleihen (vgl. unten) investiert werden.

Flüchtlingsanleihen als freiwillige Finanzierungsbasis – ein Zahlenbeispiel  

Es sind die Privaten (Bürger, Haushalte) die letztendlich zwangsweise die Zeche zahlen müssen. Die Bürger sind umgekehrt nicht nur Steuerzahler sondern auch Sparer und Vermögensbesitzer. Wäre bei dieser Gruppe eine freiwillige Finanzierung der Asylkosten auf Kreditbasis denkbar? Ja. Im Lichte der statistischen Zahlen sind die deutschen Privathaushalte, deren Geldvermögen 2017 etwa 5,5 Bill. € beträgt, mehr als die Wirtschaft finanziell dazu in der Lage. Damit sie auch dazu willens werden, müsste ihnen eine attraktive Verzinsung und eine hohe Rückzahlungssicherheit des eingesetzten Kapitals gewährt werden. Wie eine Flüchtlingsanleihe, die diese Kriterien erfüllt, in der Praxis funktionieren müsste zeigt das untere Zahlenbeispiel:

  1. Der allein stehende männliche Flüchtling kommt nach zwei Jahren Ausbildungszeit in Lohn und Brot und zahlt seine “Integrationsschulden” durch Steuern und Sozialausgaben in 10 Jahren zurück. Werden monatliche Integrationskosten mit 1.500 € (Durchschnitt in Köln) unterstellt, errechnet sich ein Betrag von 36.000 €.
  2. Diese Summe wird durch eine Flüchtlingsanleihe von 12 Jahren Laufzeit vorfinanziert, die nach zwei zinsfreien Jahren (Karenzzeit) mit 5% jährlich verzinst wird. Der Schuldbetrag erhöht sich damit auf 54.000 €.
  3. Die von dem als Hilfsarbeiter danach beschäftigten Flüchtling mit einem Monatslohn von ebenfalls 1.500 € entrichteten Steuer- und Sozialabgaben belaufen sich bei einer Quote von 30% auf 450 € monatlich oder von 54.000 € in zehn Jahren.
  4. Der Anleger bekäme eine attraktive Rendite, die bei 12jähriger Laufzeit etwa 4,2% beträgt und den Hybridanleihen der deutschen Konzerne RWE oder Lufthansa entspricht. Sie liegt damit etwa 3% über den Marktzins.
  5. Der Anleger trägt aber das volle Ausfall- und Karenzzeitrisiko, wenn der Flüchtling, – egal aus welchen Gründen auch immer -, keine oder erst zum späteren Zeitpunkt die unterstellte steuer- und sozialabgabenpflichtige Beschäftigung aufnimmt. Wenn die Steuern/Sozialausgaben aber ausbleiben, weil aus der Facharbeiter-Story leider nichts wurde, verliert er sein Kapital.
  6. Eine Staatsgarantie darf es nicht geben, sonst haben wir Griechenland in Kleinformat. Allenfalls könnte die staatliche KfW-Bank als Emittent gelten, der die Anleihen an die Börse bringt.

Die grobe Rechnung kann durch verschiedenartige Parametereinstellungen angepasst werden. Primär wäre hier an unterschiedliche Tranchen je nach Qualifikation des Migranten zu denken. Das Prinzip bleibt bei diesem Anleihetyp das gleiche: die Zinszahlung und die Tilgung ist an zukünftige Erträge gekoppelt. Im Normalfall sind Anleihen (Renten) unbedingte Zahlungsversprechen des Emittenten und die Zahlungen von dessen Ertragslage unabhängig.

Wenn es klappen würde, könnten alle profitieren.

Die Vorteile des Konzepts sind für alle Beteiligten offensichtlich:

Staat: Angenommen es kämen am Anfang 750.000 junge Männer in das Anleihenprogramm. Dann beläuft sich das Anleihevolumen auf 27 Mrd. €, was weitgehend die gesamten Asylkosten. abdeckt und knapp 10% des jährlich deutschen Sparvolumens ausmacht. Die öffentlichen Finanzen (die Steuerzahler) wären entlastet.

Anleger: Die börsenotierten zinsattraktiven Flüchtlingsanleihen könnten außer von Privatanlegern von institutionellen Anlegern (Fonds, Banken, Versicherungen) erworben werden. Diese Investoren hätten ein fundiertes Interesse am Gelingen des Integrations- und Beschäftigungsprogramms, da es hier um ihr Geld ginge. Sie würden ihren Einfluss geltend machen und öffentlichen Druck ausüben.

Flüchtlinge und Wirtschaft: auch sie würden profitieren, wenn es statt der ARGE-Umschulungsalibis eine echte Qualitätsverbesserung in der Ausbildung und letztendlich einen Wettbewerb um die besten Arbeitplätsplätze gäbe. Sobald Kapitalmarktinteressen im Spiel sind, steigt die Effizienz jeder Maßnahme.

Bürger: der würde nur laut applaudieren. Er bekäme die Möglichkeit an den Börsenkursen der Anleihen und nicht an den Schönreden der Politikeliten zu prüfen, ob überhaupt und welche Fortschritte das Arbeitsmarktintegrationsprogramm macht. Seine Motivation (Demotivation) für die Flüchtlingspolitik der Regierung würde steigen (fallen). Endlose Diskussionen um gelungene, bzw. misslungene Integrationen würden bei dem Börsenbarometer namens Anleihenkurs entfallen.

Flüchtlingsanleihen – ein modernes Märchen, viel zu schön, um wahr zu sein

Das Anleihenprogramm müsste im Vorfeld der Emission von der Bundesregierung, wie vormals die Volksaktien Telekom oder Deutsche Post, breit propagiert werden und sich an alle Bevölkerungsschichten richten. Nicht zuletzt damit auch jeder Gutmensch daran teilnehmen kann. Nicht nur die Gutmenschen an der Front sollten mit einem Beispiel für den unentschlossenen Bürger vorausgehen. Auch die Politprominenz wäre einzuladen. Sie wäre aufzufordern die Hälfte ihrer üppigen Saläre in solche Anleihen investieren statt an Briefkasten in Panama zu denken. Wein trinken und Wasser predigen. Das werden diese Herrschaften nicht tun, bedenkt man, dass die als “sichere” Anlagen apostrophierten Griechenland-Bonds an der Börse schon 30% bis 50% ihres Emissionskurses eingebüßt haben.

So viel die Theorie.

Das obige Märchen ginge leider nur in Erfüllung, wenn unsere Gäste – die angeblich Wachstum generieren und als Facharbeiter unsere zukünftigen Renten sichern werden – arbeitsfähig und -willig wären. Weil kaum jemand daran glaubt, würde die Neuemission von Flüchtlingsanleihen aber sicherlich zu einem großen Fiasko werden – wie die Verteilung von den 160.000 EU-Flüchtlingen. Keiner würde die Papiere  kaufen wollen. Selbst der Gutmensch nicht, auch er ist schließlich kein finanzieller Selbstmörder. Die Blamage fiele umso bitterer aus, wenn die täglich fallenden Anleihenkurse jedermann an der Utopie und die Bankrotterklärung der Willkommenpolitik erinnern würde.

Asylpaten in Gießen zeigen wie heuchlerisch die Gutmenschenszene ist

Zum Schluss das prägnante Mikro-Beispiel, wie schnell die Willkommensmaske fallen gelassen wird, wenn es um eigenes Portemonnaie geht. In Gießen versuchen jetzt die genannte Flüchtlingspaten, die für Flüchtlinge gebürgt hatten, auf dem Klagewege aus ihren Bürgschaften herauskommen. So hart es klingt: Bürgerinitiativen sollten darauf achten, dass dieser Personenkreis hier nicht rechtwidrig bevorzugt wird und die staatlichen Entscheidungsträger – die medial massiv unter Druck gesetzt werden – unbedingt unter Beobachtung bleiben. So geht es nicht: Wenn es nichts kostet dann den Willkommensmenschen und Demokraten zu spielen und wenn Opfer verlangt werden, diese dann auf die Gesellschaft abzuwälzen. Das Verhalten erinnert in der Makro-Variante an die heiß diskutierten EU-Anleihen (“Eurobonds”). Hier würden EU-Staaten gemeinsam Schulden am Kapitalmarkt aufnehmen, die Mittel unter sich aufteilen und gesamtschuldnerisch für die Rückzahlung und Zinsen haften. Als Investoren kämen hier wieder nur Banken in Frage, auch wegen der Mindestanlage von 100.000 €. So viel hat Otto-Normal-Anleger  oft nicht auf der hohen Kante. Gewinne privatisieren, Verluste sozialisieren – dieser Trick ist alt wie die Welt.

Dr. Viktor Heese – Finanzanalyst und Fachbuchautor; www.börsenwissen-für-anfänger.de

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